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Am Anfang waren es
"Die 7 Montenegros"
- und davor die Gruppe "RITAM"!

...und so fing das alles an:

Im Jahre 1965, genau am 25. Oktober um 9 Uhr morgens, kamen 6 junge Musiker im Alter von 19-24 Jahren nach einer Zwei-Tage-Reise von Novi Sad (nähe ungarische Grenze in Jugoslawien) nach München. Jeder mit einem kleinen Koffer in der Hand und in der Jackeninnentasche 80 Mark, die vom Staate Jugoslawien als "Reise-Geld" erlaubt waren. Eine Packung "HB"-Zigaretten kostete in einer 12-Automaten-Packung 1 Mark. Ein Liter Benzin kostete 47 Pfennige. Ein nagelneuer Opel-Kadett kostete 5.900 DM....

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In Novi Sad, Sommer 1965 auf der Festung "Petrovaradin" hoch über der Donau: Dusko, der Sänger, ich an der Gitarre, Radi am Schlagzeug, Snjida am Bass, Svager mit Flöte und Marakas, und Toma mit der Trompete und Claves...

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An gleicher Stelle ein Jahr davor: Der SLIM (am Banjo) war anstelle von Dusko dabei (1964).

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Stadtgespräch 1965: VIS RITAM spielt für Louis Armstrong anläßlich seines Konzerts in Novi Sad!

Der Plan. Unser Orchester hieß damals aber noch nicht "Die 7 Montenegros" sondern "RITAM" (zu deutsch "Rhythmus"). Das war unser Gründungsname im Jahre 1964 aus der Heimatstadt Novi Sad in Jugoslawien. Die kleine Abkürzung "VIS" bedeutete "vokalno-instrumentalni-sastav", zu deutsch: Vocal-Instrumental-Ensemble! Das siebte Orchester-Mitglied war schon ein Jahr zuvor nach Deutschland mit einem anderen Orchester gekommen, und hat die Lage für uns Nachkömmlinge sondiert und einen Spielvertrag in Stuttgart im "Europa-Tanzcafe" am Rotebühlplatz organisiert. Er übernahm von der anderen Kappelle (die wieder zurück nach Jugoslawien fuhr) eine Echollette-Gesangs-Anlage (40 Watt Band-Echo-Verstärker und 2 Lautsprecher) und einen VW-Bus, Baujahr 1958, ohne Sitze, mit geteilter Windschutzscheibe und Schalthebelschloß. Der Bus war vor einigen Wochen in der Münchner Bahnhofgarage geparkt - und wartete auf uns, denn nur ich hatte damals schon den Führerschein. Wir packten also unsere sieben Sachen, verteilten uns auf die Lautsprecher als Sitzgelegenheiten und fuhren einfach los gen Stuttgart! Der Bus fuhr einmalig....

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Der erste Tag in der "Neuen Welt":
25.10.1965 so gegen 10:00 Uhr irgendwo auf einer Autobahn-Raststätte zwischen München und Stuttgart...

Das Stuttgart-Abenteuer. In Stuttgart glücklich angekommen kam sofort der erste Tiefschlag: Im Europa-Tanzcafe spielte schon eine andere Band! Wieso? Weil wir nicht wußten, daß man sich mindestens vier Wochen vor Engagement-Beginn ankündigen musste - und der Chef hatte keine Wahl, denn er konnte uns nicht erreichen! Das ist OK. Aber: Die andere Kapelle war auch aus Jugoslawien - die hätten uns erreichen können......Nun schien unser Germany-Abenteuer sehr schnell am Ende zu sein, da kam einem der drei Europa-Chefs die Idee, uns doch in ihren zweiten Laden mit dem Namen "Nachtwächter" in der Stuttgarter Altstadt zu stecken - anstelle der Jukebox! Da wir Dixieland spielten und im Nachtwächter vorwiegend amerikanische Soldaten verkehrten, würde das wohl gut passen. Gesagt - getan.

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Auf der Bühne im "Europa-Cafe" in Stuttgart: Svager an der Klarinette, Snjida an der Posaune, ich am Bass und Dusko am Banjo...

Wir kamen mit unserem unbeschwerten New-Orleans-Dixieland so gut an, daß die nächsten Monate gesichert waren. Schnell sprach sich das herum und wir spielten in zwei-monatigen Abständen in fast allen Stuttgarter Tanz-Lokalen: "Marquardt", "Crystall-Bar" und schließlich im "Maxim"-Cabarett mit aufwendiger Live-Programmbegleitung. Langsam gewannen wir auch im gesellschaftlichen Sinne an Boden, es wurde schon gebrochen Deutsch gesprochen, es wurden schon neue Instrumente angeschafft und sogar ein neuer Bus - nachdem der alte 58er den nächsten TÜV nicht mehr schaffte!

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Brazza am HOHNER-STRING! Oh Mann, war das damals ein Sound...

Im Sommer 1966 fuhren wir dann nach Konstanz und spielten mit viel Freude - aber immer weniger Erfolg, denn es fehlte einfach am entsprechenden Management. Inzwischen hat sich unsere Gruppe in den Musik-Kreisen - und besonders in den Jugo-Kreisen - herumgesprochen. Eines Tages, am Sommer-Ende 1966, kam ein jugoslawischer Klarinettist mit dem namen PURKO aus Belgrad zu uns, der ein sehr gut eingeführtes Quintett namens "Montenegro-Five" hatte, und machte uns folgenden Vorschlag: Er sei mit seinem Quintett, wegen persönlichem Zwist mit anderen Mitgliedern, in der Auflösungsphase und suche eine neue Band, die schon eingespielt ist und wo er nur als Solist und Orchesterleiter einsteigen kann. Er habe schon etliche Verträge im In- und Ausland, eine große Musik-Agentur im Rücken und möchte uns sofort übernehmen usw. Das war zunächst eine echte Bombe, denn auch wir hatten, bedingt durch den schwindenden Erfolg, immer mehr Spannungen zu verkraften. Eigentlich wäre die Sache sofort klar gewesen, aber eine der Bedingungen war, daß der Ritam-Klarinettist dann eben die Band zu Gunsten des Neuen verlassen müßte! Das war sehr bitter und zuerst gar nicht machbar, denn wir hatten eigentlich alle Brücken hinter uns zerstört....eine Rückkehr - undenkbar. So, dann fing die Suche nach einem Klarinetten-Platz für ihn in einer anderen Band an. Diese wurde auch relativ schnell gefunden jedoch nicht ohne eine gewisse Ironie: Er bekam den Platz in der Jugo-Band, die uns ein Jahr zuvor im Europa-Tanzcafe ausgebotet hatte. Sachen gibt's!

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Der Grundungstag der "7 Montenegros" irgendwann im Sommer 66 in Stuttgart: PURKO ist der in der Mitte!

Dann, am 1. August 1966 schlug die erste Stunde der "7 Montenegros": Wir spielten im renomiertesten Hause in Essen, im damaligen "Arcadia-Tanzpalast"! Alle Fans des "Montenegro-Five-Orchesters" waren natürlich am Platze und machten Riesen-Radau. Der Arcadia-Chef und die Kapellen-Agentur waren begeistert! Der Re-Vertrag war klar und es folgten unentwegt andere nach, bis nach Schweden und als Krönung eine 60-tägige-Russland-Tournee im Frühjahr 1968. Die Band "Die 7 Montenegros" machte eine fantastische Musik-Schow, wo jedes Mitglied an mehreren Instrumenten eingesetzt wurde. Es war eine tolle Zeit.

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Unsere "Beatles-Show" war einmalig!

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Die "8" Montenegros in Moskau, genüber dem Kreml im März 68. Den früheren Saxophinisten SVAGER haben wir für diese Angelegenheit zurückgeholt!

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Das war die größte Bühne auf der wir jemeils standen: Moskauer Sport-Palast mit 100.000 Plätzen! Der Anlaß war eine Estrada-Veranstaltung "Musik-Festival des Ostens" und wir vertraten das Land Jugoslawien!

Wir machten damals zwei interessante Schalplatten, welche die komplette Musik-Pallette der Montenegros wiedergaben: mehrstimmiger Chor-Gesang, James-Last- und Herb-Alpert-Stil, Dixieland a la Louis Armstrong, Gitarren-Musik a la Beatles und Klassik bis Pop a la Ray Conniff. Aus dem Orchester "Die 7 Montenegros" bin ich aus familieren Gründen im April 1969 ausgeschieden. Vier Mitglieder der ursprünglichen 7-Montenegros haben sich in Deutschland etabliert, drei sind in die Heimat zurückgekehrt.

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Die erste LP "SWING LOW" wurde live im "Tanz-Palast-Corso" in Dortmund im Sommer 1967 gemacht. Das Cover-Foto machte ich mit dem Selbstauslöser und schaffte es beim Rückgang gerade bis zum Bass, ja, ja, so sah ich tatsächlich damals aus....

schlager-LP

Die zweite LP "SCHLAGER SCHLAG AUF SCHLAG" wurde im SABA-Tonstudio in Villingen im Sommer 1968 gemacht. Der Live-Charakter der Studio-Aufnahme wurde durch folgende Technik bewahrt: Wir spielten zuerst alle Instrumental-Parts gemeinsam ein, mit im Raum verteilten Mikrofonen wie auf einer Bühne. Anschließend wurden die Gesang-Parts auf diese Playbacks drauf gemacht - im gleichen Raum! Das Cover-Foto machte Radi, der Schlagzeuger (erster von rechts) auch mit dem Selbstauslöser, die Kamera war einfach auf die Motorhaube seines roten Kadett-Coupes draufgestellt.

Beide LP's habe ich digitalisiert und biete sie als CD's an.
Anfrage über e-mail.

Zum Abschluß dieser Foto-Serie möchte ich allen mein liebstes Orchester-Foto zeigen. Es ist gemacht im Jahre 1929 in Novi Sad und stellt das Tanz-Orchester meines Vaters DJORDJE RADIC dar, das zu damaligen Zeit sehr berühmt war. Er Spielte da das Alt-Saxophon. Ihm habe ich meine große Liebe zu Musik zu verdanken, er war meine treibende musikalische Kraft und hat sich sein Leben lang an meiner Musik erfreut - obwohl ich eigentlich nicht das geworden bin, was er hoffte, nämlich Rechtsanwalt, und ich nicht seine Kanzlei übernommen habe. Er starb 1987 mit 75 Jahren. Noch ein "Wahnsinns-Detail": das Banjo von 1929 nahm ich damals mit nach Deutschland (siehe Photo Europa-Cafe) und wir spielten damit bis Ende 67, wo ich dann ein Framus-Banjo in Stuttgart bei Musikhaus Barth kaufte - das ich bis heute spiele (siehe Dixie-Lions).

radic-djordje-orkestar 1929

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